Bund Deutscher Zupfmusiker LV Thüringen e.V.

16. Thüringer Herbstkurs 2023

Foto: Alexander Burzik
  • Datum: 30.09.-07.10.2023
  • Ort: Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen
  • Info-Flyer zum aktuellen Kurs: hier
  • Anmeldeformular: hier

Der Weiterbildungskurs für Ensembleleiter und Spieler von Zupfinstrumenten des BDZ Landesverband Thüringen e.V. findet jedes Jahr  in der ersten Thüringer Herbstferienwoche Anfang Oktober statt.

Der Kurs in Thüringens Zentrum bietet ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm und eine Vielfalt an Kursangeboten rund um die Zupfmusik.  Angesprochen sind insbesondere Mandolinisten, Gitarristen, Bassisten, Cellisten und Zitherspieler aus Vereinsorchestern, Musikschulen und aus dem freiberuflichen Umfeld.

Einzel- oder Forumsunterricht, Weiterbildung individuell nach Ausbildungsstand und Wunsch, Repertoirestudium, Kammermusik, Praxis des Ensemblespiels, Grundlagen und fortführender Unterricht im Dirigat, Schulung von Ensembleleitern, Konzerte der international anerkannten Solisten, Instrumenten- und Notenausstellung, Kursteilnehmerkonzerte und vieles mehr bietet der Herbstkurs. Mit Qualifizierungsnachweisen (D-C Kurse) wird die kontinuierliche  Fortbildung über mehrere Jahre bei hervorragenden Dozenten abgesichert.

Für interessierte Spieler im Alter von 7-14 Jahren wird neben der altersadäquaten Ausbildung auch ein ansprechendes Programm in der Freizeit angeboten.

 

Eindrücke vom 15. Thüringer Herbstkurs in der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen

Wieder einmal hieß es, für die „Wanderweiterbildung“ Thüringer Herbstkurs nun bereits im 15. Jahr eine neue Heimstatt zu finden. Die Thüringer Landesmusikakademie in Sondershausen öffnete vom 15.-22.Oktober 2022 nicht nur die Türen zum Marstall und dem tollen Gästehaus, sondern auch die Herzen der MitarbeiterInnen, die für unsere kleineren und größeren Sorgen sofort immer ein offenes Ohr hatten. Dafür danken wir der Geschäftsführerin Martina Langenberger und ihrem Team ganz herzlich.

Der 15. Thüringer Herbstkurs startete in diesem Jahr mit einem besonderen Festkonzert im Achteckhaus. Eingeladen hatte der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow und Gastgeber war stellvertretend der BDZ LV Thüringen e.V.. Denn es ging um die Verleihung der Zelter- und pro musica Plaketten für mindestens 100 Jahre gelebte Amateurmusik. Zur Umrahmung spielten das Bundespreisträger Gitarrenensemble Con Fermezza unter dem Dirigat von Daniela Heise und das Dresdener Delta Guitar Trio geleitet von Juliane Byrenheid. Die Thüringer Finanzministerin Frau Heike Taubert übergab die Medaillen an den Kantor Philipp Popp und dem Kantoreichor St. Peter aus Eisenberg und dem Dirigenten Wieland Gruppe mit seinem Zupforchester Obergebra mit dem Versprechen, auch in schwierigen Zeiten weiterhin für die finanzielle Unterstützung der Amateurmusik einzustehen. Die geladenen Festgäste und die 55 TeilnehmerInnen des diesjährigen Herbstkurses mit ihren Angehörigen erlebten ein spannendes Eröffnungskonzert mit Chor- und Orchestermusik vom Feinsten.

Danach ging es fast fließend nach der Stärkung am Buffet zur Übergabe der Stundenpläne und der Klärung der organisatorischen Dinge in den Unterricht der D- und C- Kurse, beziehungsweise den Meisterkursunterricht über.

Wir fanden ideale Unterrichtsbedingungen vor mit kurzen Wegen in der 1. Etage des Marstalles und gingen zwischendurch zum Essen in das angegliederte Wagenhaus. Am Abend zur Freizeit fanden sich die Erwachsenen im Erdgeschoß gemütlich im Max Reger Saal zu inspirierenden Gesprächen zusammen, während im Vorraum bei der  Jugend an der Tischtennisplatte neue Freundschaften geschlossen wurden.

Die TeilnehmerInnen im Meisterkurs waren wieder auf  sehr hohem künstlerischem Niveau. Prof. Gerhard Reichenbach, der seit Anbeginn dem Kurs die Treue hält und inspirierend den OrganisatorInnen zur Seite steht, schwärmte vom Unterricht mit dem talentierten Thüringer Nachwuchs. Wir waren froh, dass Gerhard Reichenbach trotz vorübergehender gesundheitlicher Einschränkung im Kurs zumindest als Dozent mitwirken konnte. Sein Konzert musste er schweren Herzens absagen.

Das Schloss, in dem die TLMA Sondershausen im angrenzenden Marstall ihren Sitz gefunden hat, bietet tolle Konzertmöglichkeiten, wie z.B. den Blauen Saal.

Die Geschwister Wiesenekker - das Amsterdamer Mandolin- und Guitarduo, kurzfristig eingesprungen, zauberten dort gekonnt und mit Witz einen herbstlichen Strauß voller schöner Melodien mit ihren facettenreichen Stimmen und den vielfältigen Zupfinstrumenten.

Zur Wochenmitte fand die Zupfernight statt mit einem großen Aufgebot an KünstlerInnen, die im wunderschönen Achteckhaus auftraten, welches früher als mit Pferden betriebenes Karussell in mehreren Etagen genutzt wurde. Zuerst musizierte das Erfurter Duo Consensus mit viel Präzision im Zusammenspiel und einem wunderschönen abwechslungsreichen Programm für Mandoline und Gitarre. Danach brillierte der Gitarrist Denis Schmitz und spielte sehr innig trotz vieler sehr schwerer Passagen die Musik seines Lieblingskomponisten Pat Metheny. Zum Schluss gab es noch eine Uraufführung und ein Spektakel der besonderen Art. Das Duo Abbérando stellte Programmmusik aus der Feder von Robert Abbé vor. Es war eine thematische Weiterverarbeitung der Idee aus  dem Epos „Magic Lute“ in kleiner Besetzung für Mandoline und Mandola im neuen Gewand mit elektronischer Musik bzw. Geräuschkulisse vom Band. So konnten die jungen und älteren ZuhörerInnen für 30min ihre Fantasie mit dem Drachen, der zu dick zum Fliegen war, auf die Reise schicken. Die beiden KünstlerInnen ernteten für die innovative Bereicherung einen begeisterten lang anhaltenden Applaus.

Zu allen Konzerten konnten wir auch die Konzertdramaturgin des Lohorchesters Sondershausen Frau Dr. Stöck begrüßen, die von diesem Kurs und der Vielfalt begeistert war.  Im Vorfeld hatten wir mit ihr für den freien Nachmittag einen Gegenbesuch der KursteilnehmerInnen im Haus der Kunst vereinbart. Sie führte uns durch die Geschichte des Orchesters, gab den Jüngsten die Chance mit zu den Instrumenten auf die Bühne zu kommen und ermöglichte uns ein  Probenerlebnis mit dem derzeitigen Generalmusikdirektor Pavel Baleff. Geprobt wurde ein lange nicht aufgeführtes  Werk, welches eine Renaissance erlebt. „Callirhoë von Cécile Chaminades ist ein  sinfonisches Ballett und handelt von  einer versklavten Prinzessin, die schließlich ihre Liebe findet und ihre Freiheit wiedererlangt. Das mit Passagen duftiger Salonmusik angereicherte Werk steht ganz in der französischen spätromantischen Tradition“, so hörten wir von Frau Dr. Stöck. Wir danken herzlich für die Möglichkeit, mal Probenatmosphäre der Profis geschnuppert zu haben.

Auch unsere drei Orchesterformationen in der  Herbstkursbegegnung probten jeden Tag an ihrem anspruchsvollen Programm mit wechselnden DirigentInnen, die sich für die Schulung im Dirigat angemeldet hatten.

Eine gelungene Kurswoche gipfelte am Freitag in den mit Erfolg abgelegten Prüfungen, dem Teilnehmervorspiel und der Party am Abend, die durch eine musikalische Improvisation der  MusikerInnen um „JüDaWo“ musikalisch eingeleitet wurde.

Die Kleinkinder der DozentInnen, die glücklichen Kinder und  Jugendlichen des Kurses, aber auch die beseelten jüngeren und älteren erwachsenen DozentInnen und Kursteilnehmer gesellig vereint zu sehen, ist jedes Jahr ein Höhepunkt und Dank für alle Bemühungen im Vorfeld.

Davon und von den erlangten Fertigkeiten konnten sich dann auch  die Angehörigen im Matineekonzert am Samstag, den 22.10.2022 um 11Uhr im Achteckhaus wieder überzeugen. Ein tolles abwechslungsreiches Programm aus Orchester-, Solo-und Kammermusik kündete vom Geist des Kurses - Musik verbindet die Generationen und die Musikrichtungen. So konnten auch MusikerInnen ohne Notenkenntnisse aus dem Rock-und Popbereich im Orchester mitspielen, erstmalig das Banjo in die Herbstkurswoche integriert werden und für kleine junge wie ältere Zupferhände leichte bis schwerere Stimmen ganz nach Spielstand angepasst werden. Das Gitarrenensemble unter Leitung von Robert Abbé vereinte die Jüngsten mit tollen Charaktersätzen aus seiner Feder und erntete verdienten Applaus. Imke Mantel, Luise Hammer, Lilli Mattea Hartmann und  Tilman Reitersdorf bekamen für ihre Solo- bzw. Duoauftritte ebenso begeisterten Zuspruch. Das gemischte Ensemble stand im Herbstkurs unter Anleitung von Daniela Heise für Grundlagen im Dirigat und der Probenarbeit zur Verfügung und wurde beherzt im Konzert von Sandra Saretz aus Berlin dirigiert. Die mitspielenden älteren MusikerInnen waren glücklich  und erleichtert über ihr teilweise erstes Mal spielen in einem Orchester. Das Publikum konnte diesen besonderen Moment dankbar teilen.

Der  Dirigentin Paraskevi Kontogianni wurde von Wieland Gruppe im Namen aller gedankt für die vielen Tipps, Ideen und Inspirationen im Meisterkursunterricht mit den  DirigentInnen. Es sind auch hier „Ersttäter“ und Dirigatsstudenten gleichermaßen in Zusammenarbeit mit dem großen Kursorchester auf ihre Kosten gekommen. Das Kursorchester musizierte u.a. Antonio Vivaldis C-Dur Konzert mit der Solistin Annelie Abbé an der Sopranlaute und wechselnden DirigentInnen. Ebenfalls wurde allen weiteren Dozenten: Juliane Byrenheid, Denis Schmitz, Anna Kermer, Robert Abbé, Gerhard Reichenbach, Michiel und Mareijke Wiesenekker, Christian Laier und Daniela Heise gedankt.

Die Kinder  und Jugendlichen wurden fantastisch von Claudia Schöne und Ádám Kovács im Freizeitbereich betreut bei Sport, Spiel, Kino und Basteln. Kleine Geschenke für die DozentInnen wurden gebastelt und liebevoll verpackt, mit herzlichen Worten der Kinder zur Party überreicht.

Mein herzlicher Dank gilt Susann Schrader, die wie immer akkurat und mit viel ehrenamtlichen Engagement die Projektanträge, die Überwachung der Zahlen, Gelder und die Organisation im Bereich Essen und Übernachtungen an meiner Seite, neben der aktiven Teilnahme am Meisterkurs Gitarre, managt. Ebenso einsatzbereit für die Konzertbewerbung und Betreuung, die bereitwillige Übernahme von Sonderaufgaben und moralische Unterstützung sind wie immer Wieland Gruppe und Helge Weber. Auch ihnen sage ich hiermit ganz besonderen Dank.

Ja und zum Abschluss möchte ich noch kurz sagen, was mir in diesem Kurs durch den Kopf  und mein Herz ging:

„ Man merkt, wie man älter wird und nicht alles mehr neben dem täglichen Wahnsinn ehrenamtlich so leicht von der Hand geht. Eigene gesundheitliche Einschränkungen, widrige Zustände in der Welt, Covid und seine Auswirkungen, Sorgen um die eigene kleine Zukunft, Nachwuchssorgen im ehrenamtlichen Schaffen, viel zu viel Arbeit auf wenigen Schultern, Verantwortung, die manchmal auch bedrückt und viel zu wenig Freizeit, Hetzen von einem Termin zum nächsten... Ja, es ist schwerer geworden und viele fragen, warum tust du dir das an? Für mich ist es ein Geschenk, die vielen leuchten glücklichen Augen zu sehen - ein Lohn für alle Mühen. Es ist manchmal gerade dieses kleine Glück, was es ausmacht im Leben.“

Wir sehen uns wieder vom 30.9.-7.10.2023 in der Thüringer Landesmusikakademie Sondershausen!

Daniela Heise